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Kaiser Wilhelm II. vergaß zunächst sein Autogramm

01.06.2021

Das Goldene Buch der Stadt Aachen, das von dem in Düsseldorf ansässigen Maler Alexander Frenz gestaltet wurde, ist prunkvoll ausgestattet und aufwendig gestaltet. Foto: Stadtarchiv Aachen

AACHEN Das Archivale des Monats Juni 2021 des Aachener Stadtarchivs zeigt die Vorderseite des Goldenen Buchs der Stadt Aachen sowie die Seite mit den Unterschriften Kaiser Wilhelms II. und Auguste Viktorias.

Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats. Das Stück mit einem kurzen Begleittext wird in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Das Archivale des Monats Juni 2021 zeigt die Vorderseite des Goldenen Buchs der Stadt Aachen sowie die Seite mit den Unterschriften Kaiser Wilhelms II. und Auguste Viktorias.

„In dieses moderne Aachen, verschönt durch seine tausendjährigen Erinnerungen, zieht heute mit seiner hohen Gemahlin der Kaiser, der Herrscher des neuen deutschen Reiches ein, und wie einst zur Königskrönung jubelt das Volk und heißt seinen Kaiser tausendmal willkommen.“ So steht es am 19. Juni 1902 in der Aachener Zeitung „Echo der Gegenwart“. Kaiser Wilhelm II. war an diesem Tage im Salonwagen zu seinem ersten Besuch der Stadt Aachen angereist.

Als amtierendes Staatsoberhaupt hatte Wilhelm II. Aachen drei Mal besucht: im Juni 1902, am 18. Oktober 1911 und zuletzt am 3. Mai 1918, ein halbes Jahr vor Ende des Ersten Weltkriegs und dem Ende seiner Regierungszeit. Bei Kriegsende ging er ins niederländische Exil im Haus Doorn. Dort intensivierte sich sein Kontakt mit Aachen sogar noch, zumindest schriftlich: Bekannt mit dem Aachener Meteorologen Peter Polis, schrieb Wilhelm diesem nun täglich so genannte Wettermeldungen, die in Aachen zur Verbesserung der Wetterprognosen verwendet wurden. Diese Meldungen werden im Stadtarchiv aufbewahrt.

Als Kaiser Wilhelm II. und Auguste Viktoria Aachen nach ihrem Besuch am 19. Juni 1902 verließen, prangte in dem eigens für diesen Anlass beschafften Goldenen Buch allerdings nur eine Unterschrift: die der Kaiserin. Wilhelm hatte im Trubel versäumt, sich einzutragen. Das Goldene Buch wurde ihm nachgeschickt und er holte seinen Eintrag am 15. Juli 1902 nach.

Das Goldene Buch der Stadt Aachen, das von dem in Düsseldorf ansässigen Maler Alexander Frenz gestaltet wurde, ist prunkvoll ausgestattet und aufwendig gestaltet: Auf einem braunen Ganzledereinband finden sich sehr aufwendige Lederschnitt-Verzierungen mit Vergoldungen. Die vier filigranen Eckbeschläge auf dem Vorder- und Hinterdeckel sind aus Silber; in ihnen sind jeweils große blaue geschliffene Halbedelsteine eingefasst.

Sie werden begleitet von vielen kleinen grünen und roten, in das Leder eingefassten Halbedelsteinen. Innen sind zunächst Ledervorsätze mit Goldprägung zu sehen; das Papier hat einen dreiseitigen Goldschnitt mit Punzierungen. Das Goldene Buch hat nicht nur stadthistorisch Gewicht: Es wiegt ca. 6 bis 8 Kilogramm und ist 40,5 cm breit, 50 cm hoch und 14 cm dick.

Die Stadt Aachen nutzte dieses Goldene Buch von 1902 bis zum November 1999. Seit April dieses Jahres befindet es sich im Aachener Stadtarchiv. Das Goldene Buch wurde 2016 vom Rathausverein Aachen digitalisiert und ist unter https://www.rathausverein-aachen.de/das-goldene-buch einsehbar.

Mit freundlicher Unterstützung der Aachener-Zeitung
Quelle: Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten