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Kaiserliche Porträts restauriert

21.06.2020

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurden zwei Porträts von Kaiser Leopold I. und seiner Frau Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg im Aachener Rathaus erheblich beschädigt. Dank der Unterstützung des Rathausvereins sind sie jetzt wieder in restauriertem Zustand. Während das Bildnis Leopolds I. nach dem Krieg restauriert und temporär im Rathaus ausgestellt wurde, blieb seine Gemahlin in traurigem Erhaltungszustand im Depot des Suermondt-Ludwig-Museums.

Der Rathausverein entschloss sich, angeregt durch die 2018 gestorbene „Kulturpreisträgerin Karl IV.“, Vera Blazek, die erheblichen Kosten in Höhe von 39.000 Euro für eine umfassende Restaurierung beider Werke zu übernehmen. Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten wurden die Gemälde an Oberbürgermeister Marcel Philipp übergeben. Sie werden künftig im Vorzimmer des Oberbürgermeister-Büros zu sehen sein.

Die beiden großformatigen Leinwandgemälde zeigen die ganzfigurigen Porträts von Kaiser Leopold I. und seiner Frau Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg. Aus Dankbarkeit für gewährte Privilegien nach dem verheerenden Stadtbrand vom 2. Mai 1656 gab der Aachener Stadtrat 30 Jahre später beim örtlichen Maler Adam Zaro für 40 Reichstaler die beiden Bildnisse in Auftrag, die ab diesem Zeitpunkt zum permanenten Schmuck und der selbstbewussten bürgerlichen Repräsentation im Rathaus gehörten. Beide Bilder hingen zunächst – mindestens bis 1914 – in den Schildbögen der Südwand des Ratssaales. Später wanderten sie in den Weißen Saal. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde ein großer Teil des Rathausinventars, darunter 1943 die zwei ganzfigurigen Porträts von Kaiser Leopold I. und seiner Frau Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg, in das benachbarte Belgien ausgelagert. Beide Gemälde wurden bei den Kampfhandlungen Ende 1944/Anfang 1945 erheblich beschädigt.

Während das Bildnis Leopolds I. nach dem Krieg restauriert und im originalen Zierrahmen bis 2008 in der Werkmeisterküche des Rathauses ausgestellt war, geriet das Porträt seiner Gemahlin in Vergessenheit. Erst 2006 entdeckte es der Kustos der städtischen Sammlungen und Chefrestaurator Michael Rief durch Zufall auf einem Schrank im Depot des Suermondt-Ludwig-Museums wieder, stark restaurierungsbedürftig. Der Goldrahmen war 1964 für den Spiegel über dem Kamin des Werkmeistergerichts verwandt worden. Der Rathausverein entschloss sich, die erheblichen Kosten in Höhe von 40.000 Euro für eine umfassende Restaurierung beider Werke zu übernehmen, wobei die Initiative für die Wiederherstellung des Bildnisses der Kaiserin von Vera Blazek ausging. Für die Kaiserin wurde rekonstruierend ein neuer zwillingsgleicher Zierrahmen angefertigt, da man den wohl kriegsbedingt fragmentiert überlieferten Originalrahmen im Zuge des Wiederaufbaus des Rathauses verkürzte und zur Einfassung eines Spiegels im Werkmeistergericht umfunktionierte.

Der ursprüngliche Rahmen für das Porträt des Kaisers war ebenfalls Teil der Restaurierungskampagne. An beiden Bildern mussten verfärbte ältere Retuschen entfernt werden, kleinere und größere Risse sowie Löcher geschlossen werden. Verputzungen/Bereibungen und Fehlstellen in der Malschicht wurden bei beiden Objekten farblich integriert (Retuschen) und mit einem Schlussfirnis überzogen. Die Kaiserin erhielt zudem einen komplett neuen Spannrahmen. 

Dank an den Rathausverein: Auf Initiative von Vladimir Blazek (2. von rechts) und seiner verstorbenen Gattin Vera wurden die Regentengemälde restauriert. Michael Ferber, Claudia Wellen-Spix, Georg Helg (von links, Rathausverein) sowie Kustos Michael Rief (3. von rechts) und OB Marcel Philipp bewunderten die Arbeit. Foto: Andreas Herrmann