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Neue Vitrine für Reichskleinodien

18.04.2016

Die Reichskleinodien zeigen sich im Krönungssaal im neuen Glanz: Ulrich Hermanns, oB Marcel Philipp, Michael Ferber und Georg Helg für den Rathausverein (v.l.) sind begeistert. Foto: Ralf Roeger 

Von Joel Teichmann

Aachen. Was kann man eigentlich im Rathaus sehen? Eine Frage, die sich viele Touristen beim Besichtigen der Innenstadt stellen. „Nun haben wir endlich eine gute Antwort parat“, freut sich Oberbürgermeister Marcel Philipp. Grund dafür sei die Neupräsentation der elf Reichskleinodien im Krönungssaal des Aachener Rathauses – oder auch „das i-Tüpfelchen für den wunderbaren Saal“, wie Philipp sie bezeichnet.

Bereits seit 1962 werden die mit Gold, Silber und Edelsteinen verzierten Ausstellungsstücke im Krönungssaal präsentiert. Es handelt sich dabei jedoch nicht um Originale, da diese sich vor allem in der Schatzkammer der Wiener Hofburg befinden. Sie gelten aber als die besten Kopien deutschlandweit, erklärt Dr. Werner Tschacher, Privatdozent an der Universität Köln.

Drei der Exponate sind auch als Aachener Kleinodien bekannt: Das Reichsevangeliar, die Stephansbursa und der Säbel Karls des Großen. Der Ausstellungsort könnte jedenfalls nicht passender sein: „Einige der Stücke wurden vorwiegend bei Königskrönungen gebraucht. Und diese fanden ja mehr als 600 Jahre lang in Aachen statt“, erklärt Tschacher.

Seit 2013 war die Modernisierung der Vitrine vom Rathausverein Aachen geplant – nun wurde sie verwirklicht. Der Rathausverein hat dafür rund 190 000 Euro aufgebracht. „Es wirkt so, als rücken die Exponate etwas nach vorne“, erklärt Dr. Ulrich Hermanns, der die Neugestaltung geplant hat. Die Vitrine ragt nun nicht mehr in den Raum hinein, stattdessen diene sie als Verlängerung der Wand. Trotz der dicken und 400 Kilogramm schweren Glasscheibe kann der interessierte Besucher die Objekte nun von deutlich geringerer Entfernung begutachten. „Dadurch ist eine intensivere Beobachtung der Reliquien möglich“, so Hermanns.

Hochwertiges Corian

Statt des veralteten Plexiglases wurde nun hochwertiges Corian als Unterlage verwendet. Die individuell auf die Exponate abgestimmten Podeste werden von 14 Deckenlampen angeleuchtet, die tageslichtabhängig gesteuert sind. Für Abendveranstaltungen besitze die Vitrine sogar eine zusätzliche Programmierung, sagt Hermanns.

Wem das bloße Betrachten noch nicht genügt, der kann sich derweil auch mit der neuen Medienstation beschäftigen. Dort können die einzelnen Exponate auf einem Bildschirm von allen Seiten untersucht werden. Die Steuerung funktioniert dabei wie auf einem Smartphone. Um Barrierefreiheit zu gewährleisten, kann der Bildschirm derweil auf verschiedene Höhen verschoben werden.

Und man kann mit ihm sogar spielen. Denn in einem Spiel, so Hermanns, könnten die Besucher am Ende testen, ob sie auch etwas über die Reichskleinodien gelernt haben.

(Mit freundlicher Genehmigung der "Aachener Nachrichten").