Nach der Dachsanierung werden original Schieferplatten für den weiteren Erhalt des Gebäudes verkauft. Zu jedem Stück gibt es eine Urkunde, die die Authentizität bescheinigt. Zunächst bleibt die Stückzahl auf 200 begrenzt.
Von unserem Redakteur Hans-Peter Leisten
Aachen. Die meisten Karlspreisträger haben sie vor nassen Füßen bewahrt, etliche Preisverleihungen behütet und letztlich auch der kommunalen Politik ein passendes Dach geliefert. Also viel zu schade für den Schuttberg, dachten sich Ernst Mennicken und Joachim Loseck. Und so entwickelten die beiden Architekten – laut Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden die „Haus- und Hofarchitekten“ des Rathauses – die wohl perfekte Recyclingidee für die Schieferplatten, die bislang auf dem Rathaus festgenagelt waren. Statt im Schredder landen zunächst 200 von den grauen Scheiben in Aachener Wohnzimmern. 15 Euro genügen und man ist im Besitz eines dieser Originalstücke des wichtigsten Aachener Bürgerhauses.
Der Rathausverein soll vom Verkauf der edlen Dachpfannen profitieren, die zunächst in limitierter Stückzahl verkauft werden. Die Dachdecker haben jede einzelne in die Hand genommen, die Silhouette des Rathauses eingraviert. Ein kleines Zertifikat auf der Rückseite und eine persönlich ausgestellte Urkunde dokumentieren künftig Besitz, Originalität und Einzigartigkeit der Stücke.
Streng genommen besteht unbegrenzt Nachschubmöglichkeit, denn auf dem Dachstuhl befinden beziehungsweise befanden sich geschätzt 70 000 bis 80 000 Platten. Doch soll nicht zuletzt die geringe Zahl der zu verkaufenden Stücke den ideellen Wert weiter unterstreichen. Helmut Falter vom Vorstand des Rathausvereins erinnerte an die Zeit, als die Turmhelme des Rathauses neu gestaltet wurden. Damals konnte die Bevölkerung limitierte Lithographien erwerben und so gleichzeitig am Bau teilhaben und die eigene Identifikation mit dem historisch bedeutsamen Haus steigern. Je nach Interesse plädierte Falter auch für eine zweite Serie. Schließlich nähere man sich langsam der Zeit, in der wieder mehr verschenkt würde . . .
Die komplette Erneuerung des Rathausdaches findet so ihre vaterstädtische Abrundung. Nachdem aufwändig der asbestverseuchte Dachstuhl saniert war, konnten die Spezialisten an die Erneuerung des Daches gehen. Dem Förderverein kommt dies sehr gelegen, schließlich gibt es etliche Projekte, die nach Unterstützung rufen (wir berichteten). Dazu gehört nicht nur die Erneuerung der Beleuchtung im Krönungssaal. „Wir müssen beispielsweise auch einzelne Bilder restaurieren“, erklärte gestern Jürgen Linden und verwies auf ein Gemälde, das im Werkmeistergericht des Rathauses hängt. Alleine dessen Sanierung dürfte den erhofften Erlös aus dem Schieferschindelverkauf verschlingen.
Artikelquelle: Aachener Zeitung