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Alter Schrein entkleidet und verkleidet

30.07.2014

Die Ausstellung „Orte der Macht“ in Aachen bietet Besonderes. Zum Auftakt wird der Karlsschrein in modernster Technik präsentiert.
Altes Kunsthandwerk und historische Größe präsentiert mit modernster Technik: Die 3D-Projektion des Karlsschreins in der Ausstellung „Orte der Macht“ im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Fotos: Harald Krömer 

Aachen. Der erste Eindruck muss stimmen. Deshalb beginnt die Aachener Ausstellung „Orte der Macht“ im Krönungssaal des Rathauses (siehe Seite 3) mit einem besonderen Effekt: Der Karlsschrein zieht den Blick des eintretenden Besuchers auf sich. Ein gestochen scharf illuminiertes Modell in Originalgröße ermöglicht einen Blick auf den Schrein – so schön und präzise, wie ihn der Besucher im Dom niemals hat.

Die Ausstellungsmacher um Kurator Frank Pohle wollen jedoch noch mehr. Denn auf den Karlsschrein fokussiert sich alles: Karl, seine posthume Verehrung in einem Gehäuse, wie es normalerweise für Reliquien vorgesehen ist, die sakrale Überhöhung dieses Herrschers, das alles mitten in der von ihm erbauten Marienkirche – damals wie heute Herzstück der Stadt. Diese Bezüge nimmt die dreidimensionale Projektion auf. Die vergoldete, reich verzierte Metallhülle entschwindet, der Eichenholzkern wird sichtbar und in ihm die sterblichen Überreste; schließlich werden Motive des heutigen städtischen Lebens auf den Schrein projiziert.

1215 wurden die Gebeine Karls des Großen in den Karlsschrein umgebettet. Der Frankenherrscher war zunächst in dem antiken Proserpina-Sarkophag beigesetzt worden, der heute in der Domschatzkammer steht. Das Längenmaß des Schreinsockels entspricht dem inneren Längenmaß des Proserpina-Sarkophags. Der Schrein hat die Form einer einschiffigen Kirche. Sein Bildprogramm spiegelt die „Heiligkeit“ Karls und dessen Reiches wider: Auf den Dachschrägen werden in acht Reliefs Szenen und Legenden aus dem Leben Karls dargestellt, an den Längsseiten sind 16 fränkische und deutsche Herrscher in willkürlicher Reihenfolge dargestellt. (pep)

Und als Anregung das „Objekt der Woche“
In den drei Aachener Ausstellungen „Orte der Macht“ (Rathaus), „Karls Kunst“ (Centre Charlemagne) und „Verlorene Schätze“(Domschatzkammer) sind außerordentlich wertvolle und bedeutende Objekte der mittelalterlichen Kulturgeschichte zu sehen. Bis zum Ende der Präsentationen am 21. September wird unsere Zeitung wöchentlich ein spezielles Ausstellungsstück präsentieren.

Mehrere kompetente Wissenschaftler und Kenner der karolingischen Kultur und Geschichte werden jeweils in einem kurzen Beitrag ihr „Objekt der Woche“ vorstellen und kommentieren – als persönliche Anregung zum Besuch der Ausstellungen.

 

Artikelquelle: Aachener Zeitung